08.03.2011 in Frauenpolitik

Ein Gastbeitrag zu den Veranstaltungen des Internationalen Frauentages in Ennepetal von Dipl.-Ing. Kathrin Sicks

 
Dipl.-Ing. Kathrin Sicks

"Frauenförderung statt Gleichstellung in Ennepetal – Falscher Ansatz mit schlechter Umsetzung"

Am 12. März 2011 findet in Ennepetal der „Frauen- und Mädchenaktionstag“ statt, laut Ankündigung in Einladung und Flyer mit 100-jähriger Tradition.

Was soll man von einem Frauenaktionstag erwarten? Nach dem ersten Blick auf den Flyer und mit – wie sich herausstellt naiver – Unterstellung guten Willens hinter der Veranstaltung liegt die Vermutung nahe, es könne um das Aufbrechen althergebrachter Rollenmuster und die Motivation von Frauen und Mädchen gehen, sich in eher untypische Tätigkeitsbereiche vorzuwagen.

Immerhin ist das Motto „Mutige Mädchen mischen mit“: Der Mut, etwas Ungewöhnliches zu wagen? Spätestens der Blick ins Programm zerstört diese Illusion.

An diesem Frauenaktionstag wird für Mädchen und Frauen ein geschützter Raum geschaffen, in dem sie vermeintlich „frauentypischen“ Aktivitäten nachgehen können.

Doch seit mindestens 20 Jahren hat sich, zumindest im wissenschaftlichen Bereich, die Erkenntnis durchgesetzt, dass es um das Verhältnis der Geschlechter gehen muss, und nicht um die Förderung der vermeintlich schwachen Frauen. In Ennepetals Verwaltung ist diese Einsicht offenbar noch nicht angekommen.

Um sich einer Gleichstellung anzunähern, muss bei beiden Geschlechtern und den ihnen anhaftenden Rollenvorstellungen und –erwartungen angesetzt werden, nicht allein bei den Frauen.

Dieses Projekt ist jedoch klar wie ein Frauenförderungs-Projekt, nicht jedoch wie ein Gleichstellungs-Projekt konzipiert. Doch sogar innerhalb dieses überholten Ansatzes ist es noch mehr als fragwürdig. Würden wenigstens Programmpunkte angeboten, welche Frauen zu „Männer-Aktivitäten“ motivieren, ließe sich noch der gute Wille zur Förderung von Frauen unterstellen. Es gibt jedoch nur Angebote à la „Kochen, basteln, backen, bin ich schön?“. Eben solche, die in einer modernen Weltanschauung nicht mehr als Frauen-Arbeit angesehen werden sollten.

Das Programm vermittelt den Eindruck, Frauen und Mädchen seien schwach, müssten vor dem Rest der Welt geschützt werden und hätten einzig das Bedürfnis, unter Ihresgleichen ihre Kompetenzen zur Versorgung der Familie zu erweitern und natürlich einen netten Anblick für die Männer-Welt darzustellen.

Die Veranstaltung trägt nicht nur nichts zur Veränderung des Geschlechterverhältnisses bei, sondern macht bestehende Ungleichheiten noch schlimmer. Die Abschiebung von Frauen in die Welt des Kochens und Bastelns wird noch gefördert! Auch die Außenwirkung ist höchst bedenklich.

Die Auffassung, Männer und Frauen seien von Grund auf unterschiedlich und täten quasi genetisch bedingt unterschiedliche Dinge, wird durch solche Veranstaltungen untermauert, anstatt diese überholten Ansichten zu untergraben.

Kann und darf eine Gleichstellungsbeauftragte tatsächlich eine derartige, völlig veraltete Denkweise über das Verhältnis zwischen den Geschlechtern vertreten?