Muss die Energiewende langsamer kommen?

Veröffentlicht am 09.05.2013 in Umwelt

Über das richtige Tempo bei der Energiewende wird auf allen Ebenen diskutiert und gestritten. Zur Berichterstattung in der WR hat unser sachkundiger Bürger Karl-Heinz Henkel einen interessanten Leserbrief geschrieben.

Energiewende behutsamer? (zu WR vom 04.03. 2013)

Trotz einer monatelangen  Kampagne mit Falschaussagen zur Energiewende sind zum Glück sogar noch die Menschen aus dem Ruhrgebiet von den Chancen der Erneuerbaren Energien überzeugt.

Auch brauchten die Preise für die kleinen Verbraucher nicht „durch die Decke gehen“, wenn es nur ein bisschen fairer auf dem Strommärkten zuginge. An der Strombörse EPEX ist der durchschnittliche Preis für deutschen Grundlaststrom  im Februar 2013 gegenüber dem Vorjahresmonat um knapp 19 Prozent auf 4,46 Eurocent je Kilowattstunde (kWh) gefallen (Feb. 2012: 5,2  Cent/kWh).  Sogar im Vergleich mit den Preisen im Nachbarland Frankreich sind die Preise in Deutschland deutlich geringer, (billiger Atomstrom?- der Atomkonzern EDF ist hoch verschuldet und ohne Abrissrücklagen!). So könnte die Umlage sogar sinken, wenn der Börsenpreis wieder auf normalem Niveau wäre.

Auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie ist gesichert wie eine Studie  der KFW-Bank nun klar aufzeigt. Der Strompreis  (inklusive aller Steuern und Abgaben) ist zwischen 2008 und 2012 im EU-weiten Durchschnitt um fünf Prozent gestiegen, während der Strompreis in Deutschland in dem gleichen Zeitraum für die Industrie um 4,8 Prozent gestiegen ist. Von einem Wettbewerbsnachteil für die deutsche Industrie ist hier nichts zu erkennen. Als Folgerung bleibt nur die Erkenntnis, dass die vier großen oligopolistischen Stromversorger trotz dramatisch verschlechterter Auslastung ihrer Kohlekraftwerke weiterhin  unverantwortliche Gewinne machen, indem Sie die EEG-„Umlüge“ als Vorwand nutzen für unberechtigte Preiserhöhungen bei uns privaten Verbrauchern und kleinen Gewerbetreibenden.

Richtig ist darüber hinaus:                                  

  1. „Im Gegensatz zu den steigenden Energiepreisen bei fossilen und nuklearen Stromquellen sinken die Stromgestehungskosten aller erneuerbaren Energien seit Jahrzehnten kontinuierlich“, sagt Prof. Dr. Eicke R. Weber, Leiter des Fraunhofer ISE.
  2. Ohne Energiewende würde es übrigens richtig teuer. Die wahren Kosten-Billionen entstehen durch steigende Preise bei Öl und Gas. Durch beispielsweise Energieeffizienzmaßnahmen wären wirklich Milliardenkosten einzusparen. (Claudia Kemfert)

Mit klimafreundlichen Grüßen   Karl-Heinz Henkel

P.S- An der Strom-Terminbörse liegt der Preis für Grundlaststrom im Jahr 2014 bei rd. 4 Cent pro Kilowattstunde (kWh) und damit so niedrig wie zuletzt 2005. Noch 2008 musste mit knapp 10 Cent/kWh mehr als das Doppelte bezahlt werden. Selbst für die bereits handelbaren Jahre 2015 (4,2 Cent/kWh ) und 2016 (4,2 Cent/kWh) stagnieren die Strompreise bei Lieferung dann auf dem Niveau von vor 10 Jahren, obwohl im Jahr 2015 mit Grafenrheinfeld bereits das nächste Kernkraftwerk abgeschaltet wird und dann keinen Strom mehr produziert, so das IWR. Münster, den 08. Februar 2013