SPD vor Ort: Grasskifahren am Oertchen

Veröffentlicht am 26.08.2020 in Ratsfraktion

Hier der Bericht von Hartmut Breyer, WR/WP Ennepetal vom 26.8.2020

Skigemeinschaft plant neues Angebot für den Vereinsnachwuchs auf Homberge. Mobiler Lift soll angeschafft werden. Nachbarn fürchten Lärm und höheres Verkehrsaufkommen

Vom Starthügel am Örtchen sollen die Grasskifahrer die Wiese hinunter bis zur Hecke in Höhe des Vereinsheims hinabrollen. Anschließend könnten sie sich von dem mobilen Lift wieder hinaufziehen lassen. 

Beim „SPD vor Ort“ erläutern Vertreter der SGE das Vorhaben.
Vom Starthügel am Örtchen sollen die Grasskifahrer die Wiese hinunter bis zur Hecke in Höhe des Vereinsheims hinabrollen. Anschließend könnten sie sich von dem mobilen Lift wieder hinaufziehen lassen.

Die Pläne der Skigemeinschaft Ennepetal (SGE), auf der vereinseigenen „Teufelswiese“ auf Homberge Grasskifahren anzubieten, stoßen in der Nachbarschaft auf Ablehnung. In einem Gespräch mit den Anwohnern sowie bei einem „SPD vor Ort“ trat der Vereinsvorstand Befürchtungen entgegen, dass dort künftig eine große Zahl von Skifahrern aus Nah und Fern aktiv werden könnte und für den mobilen Lift, der dort zum Einsatz kommen soll, erheblich in die Natur eingegriffen werde. Die Gegner des Vorhabens – eine Handvoll Häuser stehen nahe der Wiese – äußern die Sorge, dass der Verkehr auf der schmalen Zuwegung zunimmt und Wege zugeparkt werden.

Die SGE möchte das Grasskifahren anbieten, um Vereinsmitgliedern das – im Winter in Ennepetal ohnehin nur noch selten mögliche – Skifahren von Frühjahr bis Herbst zu ermöglichen. Die Vorsitzende Inge Sander betont, dass aus versicherungstechnischen Gründen nur Vereinsmitglieder das Angebot nutzen könnten. Einen öffentlichen Betrieb werde es nicht geben. Insbesondere solle die Förderung von Kindern und Jugendlichen im Fokus stehen. Die Ausrüstung müssten die Aktiven selbst mitbringen, eventuell werde der Verein einige Grasskier bereitstellen.

Beim „SPD vor Ort“ erklärte einer der Anwohner, dass er alles für richtig halte, was die Skigemeinschaft vorhabe – „nur nicht hier“. Er formulierte die Erwartung an die Sozialdemokraten, dass ein solches Angebot an der Stelle nicht ermöglicht werde. SGE-Geschäftsführer Joram Isken äußerte die gegenteilige Erwartung: dass das Grasskifahren dort möglich gemacht werde.

Zu dem Termin hatte Ratsmitglied Anita Schöneberg, die den Bezirk vertritt, eingeladen. Sie sehe als größtes Problem, dass die Skigemeinschaft nicht mit der Nachbarschaft gesprochen habe, sagte sie.

Die SGE hatte für die Anschaffung des Lifts Mittel aus dem Landesprogramm „Vital.NRW“ beantragt. Der Projektausschuss des Vereins „Ennepe.Zukunft.Ruhr“, der die Mittelvergabe in der heimischen Region steuert, beurteilte das Projekt als förderungswürdig (wir berichteten).
Das Konzept der SGE, das der Verein den Anwohnern vorlegte, sieht vor, das Grasskifahren von Ende April bis Ende September anzubieten. Einmal pro Woche soll es ein etwa eineinhalb- bis zweistündiges Training geben. Mit maximal acht bis zehn Teilnehmern rechne man pro Trainingseinheit, dafür müssten mindestens vier Betreuungspersonen vor Ort sein: jemand, der sich um den Liftbetrieb kümmert, Übungsleiter mit Unterstützung sowie jemand, der für Ausgabe und Betreuung des Trainingsmaterials und Öffnung der Sanitäranlagen zuständig ist. Beim Grasskifahren fahren die Sportler auf 50 bis 60 Zentimeter langen Ketten, die auf dem Gras aufliegen. Es beschädige die Grasfläche nicht, betonte SGE-Jugendtrainer Jörg Püttmann.
Bei dem Lift handele es sich den Vereinsvertretern zufolge um einen „Babylift“. Dabei würden die Skifahrer an einem niedrig geführten Seil mit Bügeln den Hang hoch gezogen. Der Lift ist transportabel und werde laut SGE-Vorstand im Betrieb kaum sichtbar sein. Es müssten zwei Punktfundamente als Fixierungspunkte für das sichere Aufstellen gegossen werden. Einen größeren Eingriff in die Landschaft werde es nicht geben. Gestartet werden soll auf dem bisherigen Starthügel an der „Teufelswiese“, die etwa 150 Meter lange Strecke würde in Höhe der „Andi-Hütte“ des Skiclubs am Örtchen enden.

Eine Vertreterin der Anwohner, die das Vorhaben verhindern wollen, trug die Kritikpunkte vor: Es gebe bauliche Veränderungen auf der Skiwiese, der Boden würde verdichtet, so dass eine landschaftliche Nutzung nicht mehr möglich sei und es werde Lärm durch den Betrieb geben. Zudem sei ein höheres Verkehrsaufkommen zu befürchten und die Zuwegung und das Parken seien problematisch. „Wir möchten uns nicht als Spielverderber darstellen lassen, aber wir wohnen nicht an einem Sportplatz“, sagte sie.

Stadtplaner Ulrich Höhl erläuterte, dass der Flächennutzungsplan für den Bereich Grünfläche mit der Zweckbestimmung „Kleingärten“ vorsehe – rein theoretisch könnte also die Kleingartenanlage Homberge in diese Richtung erweitert werden. Die Wiese liege nicht im Landschaftsschutzgebiet und es gebe einen gültigen Bebauungsplan aus den 80er Jahren – der beinhalte den Bereich bis hinunter zu dem Heckenstreifen, an der die Grasskipiste der SGE enden soll. Die Stadtverwaltung bewertet das Projekt als genehmigungsfreies Vorhaben. Es handele sich um ein privates Grundstück, die mobile Liftanlage bedürfe keiner Baugenehmigung, erklärte Ulrich Höhl.

Am Ende des Ortstermins wurde vereinbart, dass noch einmal Gespräche bezüglich der Zuwegung und der im Zusammenhang mit dem Projekt entstehenden Verkehre geführt werden sollen.

Foto: Harald Heuer